Kupplungsfederntausch an XJ650-Turbo

Wenn die Kupplung rutscht, liegt dies oft nur an erlahmten Federn. Die Beläge sind normalerweise kaum verschlissen, sonst hätte man ja auch die Jahre vorher die Kupplung immer mal nachstellen müssen. Üblicherweise tut sie aber 20 Jahre lang ihren Dienst, um dann plötzlich beim starken Beschleunigen das Rutschen anzufangen. Dann wird es Zeit, die Federn zu wechseln, bevor die Kupplung durch das Rutschen heiss wird und wirklich Schaden nimmt.

Von Lucas gibt es für sehr viele Modelle verstärkte Kupplungsfedern ab ca 10. EUR. Ausserdem sollte man sich eine neue Kupplungsdeckeldichtung besorgen, falls die alte beim Abnehmen des Deckels kaputtgeht. Die Reparatur an sich ist in ca. einer Stunde in der heimischen Garage zu erledigen, man muss noch nichtmal das Öl ablassen.

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Mopped auf dem Seitenständer damit kein Öl auskäuft, Verkleidungen weg. Über der Fussraste sieht man übrigens das Dampfrad, oben über dem Vergaser das T-Stück, wo der Druck an der Leitung zum Benzindruckregler abgenommen wird. Mopped auf dem Seitenständer, Verkleidungen weg. Über der Fussraste sieht man übrigens das Dampfrad, oben über dem Vergaser das T-Stück, wo der Druck an der Leitung zum Benzindruckregler abgenommen wird.

Kupplungsdeckel abgenommen, da ich eine neue Dichtung besorgt hatte, blieb die alte auch ganz und konnte wiederverwendet werden.
Zug aushängen, Schrauben rundherum lösen und dann rausdrehen, Kupplungsdeckel abnehmen. Da ich eine neue Dichtung besorgt hatte, blieb die alte auch ganz und konnte wiederverwendet werden.

Die 5 Schrauben die die Federn und die Druckplatte halten, herausdrehen. Die 5 Schrauben die die Federn und die Druckplatte halten, herausdrehen.

Scheiben in einwandfreiem Zustand.
Die Scheiban kann man herausnehmen und begutachten, wie erwartet sind sie in einwandfreiem Zustand.

Ebenso der Kupplungskorb und die Nabe. Ebenso der Kupplungskorb und die Nabe.

Und die Druckplatte mit Ausrücklager.
Sowie die Druckplatte mit Ausrücklager.

Der Punkt links neben dem einen Loch... Der Punkt links neben dem einen Loch...

Muss beim aufsetzen der Platte mit dem Punkt da links an der Nabe fluchten, sonst passt die Druckplatte nicht in die Verzahnung der Nabe.
...muss beim Aufsetzen der Platte mit dem Punkt da links an der Nabe fluchten, sonst passt die Druckplatte nicht in die Verzahnung der Nabe.

Gerümpel auf der Werkbank, alte und neue Feder. Die neuen sind etwas länger, aus stärkerem Draht gewickelt und haben eine Windung weniger. Gerümpel auf der Werkbank, alte und neue Feder. Die neue ist etwas länger und aus stärkerem Draht gewickelt.

Nachdem man die Scheiben wieder eingesetzt und die Druckplatte aufgesetzt und mit den neuen Federn angeschraubt hat (Achtung, Schrauben nicht überdrehen oder abreissen), muss der Deckel wieder aufgesetzt werden. Dabei muss man den Hebel an dem der Zug eingehängt wird passend drehen, damit das Zahnrad innen im Deckel so in die kurze Zahnstange an der Druckplatte greift, dass der Hebel passend zum Zug steht. Vor dem Anschrauben des Deckels Zug einhängen und probieren ob am Handhebel oben Widerstand ist. Wenn der Hebel um einen Zahn versetzt ist, bekommt man entweder den Zug nicht eingehängt, oder der Handhebel oben lässt sich leer durchziehen.

Schrauben rundherum reindrehen, erst locker über Kreuz anziehen damit der Deckel plan anliegt, dann handfest anziehen. Nicht zu doll!

Wo ich gerade dabei bin, hier noch ein kleiner Exkurs über Kupplungsfragen:

Wie funktioniert die Kupplung eigentlich? Der Motor treibt über das grosse Zahnrad was man hinter dem Kupplungskorb sieht, diesen an. In dem Korb liegt das Scheibenpaket, immer abwechselnd eine Scheibe mit Belag und eine Stahlscheibe. Die Belagscheiben sind aussen verzahnt und greifen in den Korb, die Stahlscheiben sind innen verzahnt und greifen in die Verzahnung der Nabe. Über die Druckplatte und die Federn wird die ganze Chose zusammengepresst wodurch die Belagscheiben die Stahlscheiben und damit die Nabe mitnehmen.

Beim Auskuppeln zieht das kleine Zahnrad im Deckel an der Zahnstange an der Druckplatte und zieht damit die Druckplatte von dem Scheibenpaket weg. Die Nabe kann jetzt stehenbleiben und wird durch das zwischen den noch lose aufeinanderliegenden Scheiben befindliche Öl allenfalls noch ein wenig mitgenommen. Dadurch kommt auch das leichte Krachen beim Einlegen des ersten Ganges.

Warum muss am Kupplungshebel immer möglichst viel Spiel eingestellt sein? Damit die Kupplung auch wirklich ganz frei wird und die Federn mit ganzer Kraft die Scheiben anpressen können. Wenn kein Spiel im Zug ist, liegt die Zahnstange immer leicht an der Druckplatte an, was erstens das Ausrücklager dauernd belastet und zweitens den Federn entgegenwirkt. Also den Zug nur so stramm stellen, dass die Kupplung gerade trennt, ca. 2cm Spiel am Hebelende sollten sein.

Wieso trennt die Kupplung nicht richtig? Ein leichtes Kleben ist wie gesagt "normal", wenn die Kupplung aber garnicht trennt ist entweder doch zuviel Spiel im Zug ;-) oder die Kupplungsscheiben haben sich in den Kupplungskorb oder die Nabe eingearbeitet. Hier war das nach 90.000 km nicht der Fall, ebenso bei meiner TR1 mit über 100.000km. Wenn es doch vorkommt, sollte man das vorsichtig glattfeilen können.

Es kann auch sein, dass die Kupplungsscheiben sich durch Überhitzung verzogen haben, dann hilft wohl nur der Austausch.

Sollte/darf man synthetisches Öl nehmen? Wenn für den Motor kein synthetisches Öl vorgeschrieben ist, normalerweise nicht! Es ist nur teurer, und nützt dem Motor nichts. Wenn man Pech hat, fängt nur die Kupplung an zu rutschen, vor allem wenn man synth. Öl für Autos mit speziellen Leichtlauf-Zusätzen oder was auch immer verwendet.


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